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Langsam aber unaufhörlich steuern wir auf Weiberfastnacht zu. An diesem Tag der fünften Jahreszeit, verlagert sich der Karneval aus Sitzungsräumen raus auf die Straße. Unsere weiblichen Hälften nehmen an diesem Tag das Ruder in die Hand. Keine Krawatte ist an diesem Tag mehr sicher!

Weiberfastnacht wird immer am Donnerstag vor Aschermittwoch gefeiert. 2016 fällt der Weiberfasching, wie dieser Tag auch genannt wird, auf den 4. Februar. Ein Jahr danach 2017 erst etwas später am 23. Februar. Obwohl der Tag im Rheinland kein offizieller Feiertag ist, wird in der Regel ab Mittags nicht mehr gearbeitet. Dann machen die Frauen die Straßen unsicher und die Männer dürfen sich gedanklich von ihren Krawatten verabschieden. Erfahrungsgemäß - mit Einschränkungen - bleiben viele Geschäfte über Mittag hinaus geöffnet. Offizielle Karnevalsumzüge finden allerdings nicht statt.

Stichwort Krawatte

Die Tradition dieses Tages geht zurück bis zum Ende des zweiten Weltkrieges. Das Bild der Frau ändert sich in dieser Zeit gewaltig, nicht zuletzt wegen den Trümmerfrauen. Im Allgemeinen wird die deutsche Frau nach Kriegsende unabhängiger und selbstständiger. Mit der Weiberfastnacht wird dem Karneval ein weiblicher Stempel aufgedrückt. Frauen verkleiden sich an diesem Tag, erscheinen im Kostüm zum Arbeiten, stürmen und besetzen die Rathäuser – besonders im Westen der Republik. Die Rebellion geht soweit, dass den Männern an diesem Tag die Symbole ihrer Männlichkeit geschändet werden. Wer an diesem Tag eine Krawatte trägt, der macht sich selbst zum Ziel. Zur Altweiberfastnacht ist es nämlich Brauch den Männern die Krawatten in der Mitte abzuschneiden. Zum Trost gibt es in der Regel ein Küsschen, was dem einen oder anderen den Verlust der guten Seidenkrawatte locker Wert sein dürfte.

Krawattenabschneiden

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Ganz unumstritten ist das Krawattenabschneiden allerdings nicht. Die Tradition ist für denjenigen mit der Schere in der Hand sicher amüsant. Für ahnungslose Touristen oder Bankangestellte ist der Verlust der Lieblingskrawatte sicher kein Erlebnis, welches einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Das Abschneiden ist juristisch gesehen allerdings eine Grauzone. In der Vergangenheit gab es zwar Urteile zum Schadensersatz, niemand darf ungeahndet fremdes Eigentum zerstören, die Teilnahme am Straßenkarneval gilt aber als sogenannte stillschweigende Einwilligung. Für Frauen ist das Abschneiden der Krawatte von Unbekannten also Auslegungssache, welches sich mit teilnehmendem Verhalten begründen lässt. In einigen Gebieten Deutschlands gilt bereits das Tragen einer Krawatte an Weiberfastnacht als stillschweigende Einwilligung.

Für Männer bieten sich an diesem Tag also folgende Alternativen.

  • Krawatte bleibt im Schrank.
  • Die gute Krawatte wird wie gehabt umgebunden und man versucht wie in The Purge den Tag zu überstehen.
  • Beschaffen eines weniger wertvollen Schlipses.
  • 24 Stunden Umstieg auf Fliege.

Besonders der letzte Punkt dürfte interessant sein. Mir ist nicht bekannt, dass an Weiberfastnacht jemals Jagd auf Fliegen gemacht wurde. Achja, Fliegen kaufen könnt ihr hier bei uns :)